(Private) Renten(zusatz)versicherung: Wer benötigt sie?

Wer benötigt eine Rentenzusatzversicherung oder private Rentenversicherung?

Jeder Mensch sollte für das Alter vorsorgen, um finanziell gut abgesichert zu sein und seinen Lebensstandard halten zu können. Vor allem Selbstständige müssen sich rechtzeitig um eine gute Altersvorsorge kümmern. Aber auch für Angestellte, die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, ist eine private Rentenzusatzversicherung immer häufiger notwendig – die gesetzliche Rente allein reicht oftmals kaum noch aus. Wir erklären, welche Rentenversicherungen und Rentenzusatzversicherungen sich für wen lohnen.

Die gesetzliche Rentenversicherung

In die gesetzliche Rentenversicherung, die zur ersten Säule der drei Säulen der Altersvorsorge zählt, zahlen automatisch alle Angestellten 18,6 Prozent ihres Bruttogehaltes ein, wobei die Hälfte der Beiträge vom Arbeitgeber getragen werden. Die spätere Rentenhöhe ist von dem Verdienst im Erwerbsleben abhängig. Für die eingezahlten Beträge werden jährlich Entgeltpunkte vergeben. Die gesetzliche Rentenversicherung funktioniert nach dem Umlageverfahren, nach dem die jeweils erwerbstätige Generation die gegenwärtigen Renten durch ihre Beiträge finanziert.
Das gegenwärtige Rentenniveau liegt bei 48 Prozent des Nettoeinkommens. Weil die gesetzliche Rente nicht mehr ausreicht, um die laufenden Kosten zu decken, sollten Angestellte - wann immer möglich - zusätzlich privat vorsorgen.

Direktversicherung – die betriebliche Altersvorsorge (bAV)

Für Angestellte in kleinen und mittelständischen Betrieben gibt es die Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge, die zu der zweiten Säule der Altersvorsorge zählt. Bei diesen sogenannten Direktversicherungen handelt es sich meistens entweder um eine klassische oder um eine fondsgebundene Renten- oder Lebensversicherung, die vom Arbeitgeber für den Mitarbeiter abgeschlossen wird. Steuerfrei und sozialabgabenfrei kann jeder Mitarbeiter maximal 268 Euro seines Bruttoeinkommens in die bAV einzahlen, was man als Gehalts- beziehungsweise Entgeltumwandlung bezeichnet. Eine fünfzehnprozentige Bezuschussung durch den Chef ist seit 2019 verpflichtend und wird im Jahre 2022 auch auf bereits bestehende Verträge ausgeweitet.

Tipp: Als Chef Sozialabgaben sparen

Wer als Chef die BAV seiner Mitarbeiter bezuschusst, spart die Sozialabgaben für den bezuschussten Teil.

Wann lohnt sich die bAV und worauf sollte man achten?

Wenn der Arbeitgeber eine Direktversicherung mit mindestens 20 Prozent bezuschusst, zahlt sie sich für den Mitarbeiter später in der Regel aus. Weil alle Direktversicherungen seit 2005 steuerfrei sind und erst die spätere Rente besteuert wird, haben Sie mit einer bAV meist einen Steuervorteil. Außerdem können Ihre Einzahlungen nicht verfallen, auch dann nicht, wenn Sie den Job wechseln – entweder übernimmt der neue Arbeitgeber den Vertrag oder Sie zahlen in einen neuen Vertrag ein, ohne die Leistungen aus dem alten zu verlieren. Bedenken Sie aber, dass auf die Betriebsrente später volle Krankenkassenbeiträge anfallen.

Tipp: Kombination aus bAV und Berufsunfähigkeitsversicherung

Oftmals gibt es die Möglichkeit, eine bAV mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung zu kombinieren – und zwar ohne Gesundheitsprüfung. Vor allem für Arbeitnehmer mit Vorerkrankungen ist das eine gute Option.

Welche Altersvorsorgemöglichkeiten haben Selbstständige?

Selbstständige haben zum einen die Möglichkeit, freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Als alternative Basisabsicherung bietet sich die sogenannte Rürup-Rentenversicherung an, die auch zur ersten Säule der Altersvorsorge zählt. Obwohl die Rürup-Rentenversicherung als private Altersvorsorge gilt, wird sie staatlich gefördert und ihre Leistungen sind ähnlich wie die der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine Rürup-Rentenversicherung können alle Selbstständigen abschließen, die keiner Pflichtversicherung angehören. Möglich ist auch eine Aufstockung einer bereits bestehenden Basisversorgung mit einer Rürup-Rentenversicherung. Die Beiträge für die Rürup-Rentenversicherung können anteilig als Vorsorgeleistung von der Steuer abgesetzt werden.

Tipp: Höchstbetrag nicht überschreiten

Der Höchstbetrag für die Basisvorsorge liegt derzeit bei knapp 24.000 Euro im Jahr. Wer mit seinen Beiträgen diesen Betrag überschreitet, der verliert Steuervorteile. 

Was zeichnet die Rürup-Rentenversicherung aus?

Eine Rürup-Rentenversicherung wird immer als lebenslange Rente ausgezahlt. Es ist nicht möglich, sich den angesparten Betrag irgendwann auf einmal auszahlen zu lassen. Gut zu wissen ist auch, dass man eine Rürup-Rentenversicherung nicht kündigen, sondern nur beitragsfrei stellen kann. Allgemein unterscheidet man bei Rürup-Verträgen klassische Rentenversicherungen und fondsgebundene Rentenversicherungen.

Tipp: Rürup mit Beitragsrückgewähr

Wer möchte, kann mit dem Versicherer eine Auszahlung der Rürup-Rente an den Ehepartner für den Fall des eigenen Todes vereinbaren. Auch für Lebenspartner und kindergeldberechtigte Kinder ist eine solche Vereinbarung möglich.

Riester-Rente – eine weitere Möglichkeit der Altersvorsorge

Über die bereits genannten Möglichkeiten der Altersvorsorge für Angestellte und Selbstständige gibt es noch die Möglichkeit der Vorsorge über Riester. Das „Riestern“ lohnt sich vor allem für Familien und Gutverdiener, die zusätzlich vorsorgen möchten. Dabei gibt es die Möglichkeit der klassischen Riester-Rente und Modelle mit einem Fondssparplan.

Die klassische Riester-Rente

Bei dieser Variante kennen die Versicherten von Anfang an ihre Mindestrente, die ihnen garantiert wird. Deswegen ist diese Variante vor allem für Menschen mit einem hohen Sicherheitsbedürfnis geeignet. Verträge für die klassische Riester-Rente haben eine vertraglich vereinbarte Mindestlaufzeit, bei der Sie in einem bestimmten Turnus die vereinbarten Beiträge einzahlen. Die Einzahlungen werden dann von der Versicherung in ihrem Ermessen angelegt, wobei die Verzinsung an den Garantiezins von Lebensversicherungen gebunden ist.

Wissenswertes zur Riester-Rente

Die Riester-Rente wird in Form von Zulagen und Steuererleichterungen staatlich gefördert, wenn Sie mindestens vier Prozent des Einkommens einzahlen, das rentenversicherungspflichtig ist. Maximal Einzahlungen von 2100 Euro im Jahr können steuerlich als Sonderausgaben geltend gemacht werden.

Wer eine Riester-Rentenversicherung abschließt, der hat die Möglichkeit, einen Hinterbliebenenschutz abzuschließen. Dann bekommen die Erben im Todesfall des Versicherten solange Geld, wie die Rentengarantiezeit noch nicht abgelaufen ist.

Riestern mit Fondssparplan

Riester-Fondssparpläne eignen sich wegen der Aktienrendite vor allem für Menschen mit mittlerem Einkommen. Auch weil die anhaltend niedrigen Zinsen klassische Riester-Rentenversicherungen immer unattraktiver machen, wird das Riestern mit Fondssparplan immer beliebter. Auch das Riestern mit Fondssparplan wird wie die klassische Riester-Rente durch den Staat in Form von Zulagen und Steuervorteilen subventioniert. Ebenso erhalten die Einzahler auch hier eine garantierte Mindestrente. Weil die Beiträge für Riester-Fondssparpläne in international aufgestellte Aktienfonds investiert werden, ist die Chance auf eine gute Gesamtrendite höher als bei der klassischen fondsgebundenen Riester-Rentenversicherung. Um das Verlustrisiko auszugleichen, investieren die Versicherer aber immer auch in Anleihefonds.

Tipp: Beiträge anpassen

Sollte sich Ihr Einkommen ändern, ist es sinnvoll, die Beitragszahlungen entsprechend anzupassen. Denken Sie auch daran, dass Sie eine Kinderzulage beantragen können, sobald Sie Kinder haben.

Welche private Rentenzusatzversicherung ist sinnvoll?

Für welche private Rentenversicherung oder Rentenzusatzversicherung man sich entscheiden sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Für Angestellte, die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, ist zusätzlich vor allem eine betriebliche Altersvorsorge sinnvoll. Selbstständige sollten als Basisabsicherung entweder freiwillig in die gesetzliche Rentenversicherung oder die Rürup-Rentenversicherung einzahlen, aber zusätzlich weitere Maßnahmen zur Altersvorsorge ergreifen. Am beliebtesten sind hier die verschiedenen Riester-Rentenversicherungen.

Private Rentenzusatzversicherung – die individuellen Lebensumstände entscheiden

Wer in welchem Umfang und mit welchen Versicherungen für das Alter vorsorgt, sollte auch von den individuellen Lebensumständen abhängig gemacht werden. Wer Immobilien besitzt, ist im Alter nicht so sehr auf eine zusätzliche Absicherung angewiesen wie ein Angestellter mit einem durchschnittlichen Einkommen, der von einem Rentenniveau, das weniger als 50 % des Nettoeinkommens während der Erwerbstätigkeit beträgt, kaum leben kann. Das Thema der privaten Rentenversicherung beziehungsweise der privaten Rentenzusatzversicherung ist ein komplexes Feld. Am besten ist es, sich über alle Möglichkeiten im Voraus gut zu informieren und keine Entscheidung leichtfertig zu treffen.

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