Zuviel an die Bank gezahlt

Falschberechnungen von Banken bei Kreditzinsen schaden insbesondere Unternehmern und Selbständigen

24.01.2014. Oft bleibt es unbemerkt, dabei belaufen sich die Schäden in vielen Einzelfällen auf zigtausend Euro: Wenn Banken ihren Kunden überhöhte Kreditzinsen berechnen. Dies geschieht im Wesentlichen auf zwei Wegen:

Zum Einen kommt es vor, dass Banken den Buchungseingang um einen oder mehrere Tage verzögern bzw. verschieben. Denn steht ein Konto im Minus, so verringert jede Gutschrift dieses Minus und damit die Zinslast. Werden Gutschriften zu spät verrechnet (wertgestellt), so zahlt der Kunde unnötig viel Zinsen, und die Bank verdient. Es kam auch schon vor, dass Banken bei Abbuchungen vom Konto die Wertstellung vorzogen – das Minus auf dem Konto stieg also früher als nötig. Die Folge auch hier: überhöhte Zinslasten.

Zum Anderen werden oft zu hohe Zinssätze verlangt, was variabel verzinsliche Darlehen und insbesondere den von vielen Unternehmern und Verbrauchern genutzten Dispokredit betrifft. Eigentlich müssten hier Banken Zinsänderungen am Kreditmarkt zeitnah an ihre Kunden weitergeben. Das geschieht zwar bei steigenden Zinsen, aber bei sinkenden Zinsen verzögern sie die entsprechende Zinsanpassung auf Kundenebene. Der Kunde zahlt also einen zu hohen Zins auf seine Schulden bzw. auf das Minus auf seinem Girokonto.

Systematik oder nicht?

Es gibt auch noch weitere Methoden, um "Kunden abzuzocken, wie Betroffene und auch manche Verbraucherschützer es formulieren. Insgesamt entstehen Banken, Sparkassen & Co. auf diese Weise jährliche Zusatzeinnahmen in mehrstelliger Millionenhöhe, wahrscheinlich sogar im Milliardenbereich. Für den einzelnen Kunden kann dies existenzgefährdend sein – z. B. für Selbständige und Unternehmer, bei denen sich zuviel gezahlte Zinsen über mehrere Jahre zu hohen Beträgen, teilweise über 100.000 Euro, auftürmen können.

Über solche konkreten Fälle ist in den Medien schon verschiedentlich berichtet worden. Eine wichtige Frage, auch in der rechtlichen Beurteilung das Ganzen, ist: Gehen Banken hier systematisch vor, handelt es sich also um systematische Falschberechnungen zulasten der Kunden?

Die Experten des Bundesverbands der Kreditsachverständigen stellen jedes Jahr mehr als 200 Gutachten fertig. Der Verbandsvorsitzende Ralph Hans Brendel hat bereits mehrfach öffentlich betont, dass es übliche Praxis sei, dass falsch gerechnet wird. Die Erkenntnisse aus mehr als 1.000 Kreditgutachten legten nahe, dass zahlreiche Kunden verschiedener Banken betroffen sind. Brendel sagte in einem ZDF-Beitrag zu dem Thema im Januar 2014, sein Verband gehe grob geschätzt von etwa 15 Milliarden Euro aus, die die Geldhäuser pro Jahr den Kunden zuviel berechnen.

Apotheker- und Ärzte-Bank im Fokus

Es gibt viele Fälle, in denen Kunden nachrechnen ließen und dann erfolgreich auf Rückerstattung geklagt haben. 82 Gutachten des Kreditsachverständigenverbands sollen allein zur Apotheker- und Ärzte-Bank (ApoBank) vorliegen; sie zeigen laut Verbandschef Brendel, dass immer dieselben Rechenfehler aufgetaucht seien.

Aus unserer Sicht spielt die BaFin hier ebenfalls keine rühmliche Rolle, da sie in ihrer Verantwortung für die Bankenaufsicht unseres Erachtens die Kunden zu wenig schützt. Aufgrund der zahlreichen Kundenbeschwerden, die auch bei ihr in diesem Zusammenhang schon eingegangen sind, sollte sie die Banken stärker hinsichtlich falscher Zinsberechnungen kontrollieren.

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