MCE Schiffskapital | Aktuelle Rechtsfälle

MCE Schiffskapital - Zweitmarktportfolio

Insolvenzgefahr: Anleger sollen Nachschusszahlungen leisten

Die Anleger der vom Hamburger Emissionshaus MCE Schiffskapital AG aufgelegten Fonds "MCE 01 Zweitmarktportfolio" und "MCE 02 Zweitmarktportfolio" sind laut einem Bericht des Fachportals "Fonds professionell" zu Nachschusszahlungen aufgefordert worden. Damit solle eine drohende Insolvenz vermieden werden. Infolge geringer Einnahmen aufgrund der anhaltenden Schifffahrtskrise einerseits und der weiter laufenden Betriebs- und Verwaltungskosten andererseits könnten Liquiditätsengpässe entstehen, heißt es. Die Zweitmarktfonds sind auf die Rückflüsse aus ihren Zielfonds angewiesen, die aber deutlich spärlicher fließen sollen als prognostiziert. Außerdem: Bei der MCE 05 Sternenflotte sollen sich dem Bericht zufolge Anleger bis Ende September 2014 an einer Kapitalerhöhung um 15% beteiligen.

Noch weiteres Geld investieren?

Anleger sollten sich genau überlegen bzw. prüfen lassen, ob eine Nachschusszahlung bzw. Teilnahme an einer Kapitalerhöhung sinnvoll ist. Oft ist es so, dass man auf solche Weise dem schlechten Geld noch gutes hinterher wirft und letztlich nichts dabei gewinnt.

Fondszeichner gegenüber "Altgesellschaftern" klar benachteiligt

Die Kapitaleinlagen der Anleger des "MCE 01 Zweitmarktportfolio" wurden nur zu 10% dem Kommanditkapital zugerechnet, während 90% in die Rücklage wanderten. Aber lediglich die Kommanditeinlage berechtigt zur Teilhabe am Gewinn bzw. an möglichen Ausschüttungen sowie an den Stimmrechten in der Gesellschafterversammlung. Die anderen 90% liegen diesbezüglich "brach" – ohne Gewinnanteil, ohne Stimmrechte, aber voll im Risiko, denn die Rücklage wurde zur Finanzierung natürlich benötigt. Demgegenüber sind die so genannten Alt- bzw. Gründungsgesellschafter rein per Kommanditeinlage beteiligt, ohne etwas in die Rücklage einzuzahlen. Mit einem EK-Anteil von nur 1,6% kommen sie so auf einen unverhältnismäßig hohen Gewinnanteil von 16%!

Zu den Gründungsgesellschaftern des Fonds "MCE 01 Zweitmarktportfolio" gehört auch die ML Schifffahrt Beteiligung GmbH & Co. KG in München. ML steht für Michael Lange, der mit seinem Emissionshaus schon etliche Schiffsfonds – teilweise zusammen mit seinem Sohn Dirk - aufgelegt hat. Er ist seit rund 30 Jahren im Geschäft mit Schiffsbeteiligungen tätig und in mehr als 100 Fondsbeiräten aktiv.

Vollcontainerschiff MS "PRAIA" (3.534 TEU)

Michael Lange hatte als Geschäftsführer der Lange Vermögensberatung GmbH 2008/2009 privaten Anlegern auch den Fonds  MS "PRAIA" Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG angeboten; Mindestzeichnungssumme 15.000 EUR. Von den Fondszeichnern wurden 12,7 Mio. EUR Beteiligungskapital eingeworben, wovon aber nur 1,27 Mio. EUR ins Kommanditkapital gingen, der Rest in die Rücklage. Verschiedene Altgesellschafter, darunter auch Michael Lange selbst, beteiligten sich mit 924.000 EUR am Kommanditkapital, ohne etwas in die Rücklage einzuzahlen. Dies entspricht zwar nur 6,8% des Eigenkapitals, aber sie sind zu 42% am Gewinn beteiligt. Die Neugesellschafter (Fondszeichner) sind mit ihren 1,27 Mio. EUR zu 58% am Gewinn beteiligt, obwohl sie 93,2% des Fondskapitals in Höhe von rd. 13,6 Mio. EUR  beisteuerten. Auch für das Stimmrechtsverhältnis in der Gesellschafterversammlung gilt: 42 zu 58%. Die "Altgesellschafter" hatten sich mit nur einer geringen Einlage große Vorteile verschafft.

Die ganze Konstruktion ist nicht nur ungewöhnlich, sondern auch sehr kompliziert. Ein ungeübter bzw. unerfahrener Anleger kann nur schwer erkennen, wie krass die Asymmetrie in der Gewinnverteilung und bei der Auflösung der Rücklagen ist.

Chancen auf Schadensersatz prüfen

Wer vor der Zeichnung der Fondsanteile von seiner Bank bzw. dem Anlageberater nicht ausreichend über die Risiken der Schiffsfondsbeteiligungen aufgeklärt wurde, kann Schadensersatz verlangen. Ebenso gilt dies, wenn sie als sichere Anlage bzw. zur Altersvorsorge empfohlen wurden.

27.08.2014, von Mario Poberzin

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