Wölbern Invest Fonds "Holland 52" | Aktuelle Rechtsfälle

Wölbern Invest Fonds - "Holland 52" mit neuer Geschäftsführung

Inzwischen haben Anleger des insolventen Emissionshauses Wölbern Invest bei neun geschlossenen Immobilienfonds die Geschäftsführung ausgewechselt (Stand: 28.01.2014). Wie die Branchenpublikation fondsprofessionell mitteilt, wurde zuletzt beim Fonds Holland 52 mit Rainer Scheerer ein neuer Geschäftsführer gewählt (er erfüllt diese Funktion bereits beim Holland 57). Dem Holland 52 gehört eine Büroimmobilie in Amsterdam.

Die neun Immobilienfonds, die aus dem Anlegerkreis eine neue Geschäftsführung erhalten haben, besitzen insgesamt elf Gewerbeimmobilien; rund 11.400 Anleger haben etwa 322 Mio. Euro Eigenkapital investiert. Beim Fonds Österreich 3 könnte, so fondsprofessionell, die Liquidität eventuell nur noch wenige Monate reichen, da die Immobilie seit Ablauf des letzten Mietvertrags im September 2013 leer steht.

In den anderen Fonds, wo die Anleger nicht selbst eine neue Geschäftsführung gewählt haben, hat die Paribus-Gruppe zu Jahresbeginn das Management übernommen.

28.01.2014/bf

Paribus verwaltet Wölbern Invest-Fonds ab Jan. 2014

Die Paribus-Gruppe übernimmt die Anlegerverwaltung für etliche  Immobilienfonds der insolventen Wölbern Invest KG und verantwortet ab Januar 2014 über die Paribus Fondsmanagement GmbH das Fonds- und Assetmanagement der Wölbern Fondsmanagement GmbH, wie die Fachpublikation cash-online berichtet. Demnach übergibt die Insolvenzverwaltung dnp Depping ihre Geschäftsführungsaufgaben in den Fonds an Paribus. Die Wölbern Invest KG hatte Ende Oktober Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt; ebenso zuvor bereits die Wölbern Fondsmanagement GmbH. Von dem Management- bzw. Verwaltungswechsel nicht betroffen sind offenbar die Fonds, die in den vergangenen Monaten bereits Wölbern in der Geschäftsführung abgewählt und neue Geschäftsführer gewählt haben.

Laut einem Bericht von manager magazin online sollen sich nun drei weitere Gesellschaften der Wölbern-Gruppe im vorläufigen Insolvenzverfahren befinden - die Wölbern Group KG, die Wölbern Holding KG und die Wölbern Invest B.V. in den Niederlanden. Dies habe der Hamburger Insolvenzverwalter Tjark Thies mitgeteilt. Zudem sei inzwischen für die Wölbern Invest KG sowie die Wölbern Fondsmanagement GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

02.01.2014/bf

Insolvenzfolgen nicht genau abzusehen

Was die Insolvenz der Wölbern Invest KG und der Wölbern Fondsmanagement GmbH wegen Zahlungsunfähigkeit für die rund 40.000 Anleger in den verschiedenen Wölbern-Fonds letztlich bedeutet, ist momentan noch nicht konkret abzusehen. Bei Wölbern Invest wird dem Firmenchef Heinrich Maria Schulte von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, in mehr als 300 Fällen insgesamt 137 Mio. Euro veruntreut zu haben; er sitzt seit einigen Wochen in Haft.

31.10.2013/cv

Geplanter Paketverkauf umstritten

Für die rund 40.000 Anleger in 24 Immobilienfonds von Wölbern Invest stellt sich die Frage, ob der vom Emissionshaus geplante Paketverkauf zahlreicher Immobilien einen erheblichen Rückschlag für ihre Investments bedeutet. Betroffen sind Fonds mit Immobilien in Ländern wie Österreich, Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Polen.

Die Lage ist sehr angespannt, das Misstrauen gegenüber der Wölbern-Geschäftsführung groß. Insgesamt verwaltet Wölbern Invest zurzeit Immobilien im Wert von etwa zwei Mrd. Euro.

Das Emissionshaus will rund 30 Fondsimmobilien im Paket verkaufen, zu einem angestrebten Verkaufserlös von ca. 1,4 Mrd. Euro (was sich aber nach den jüngsten Abstimmungsergebnissen der Fonds so nicht mehr realisieren lässt). Begründung: Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen für Immobilienfonds - Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe, Unsicherheiten am europäischen Immobilienmarkt - könnten die ursprünglich angestrebten Renditen nicht mehr erzielt werden. Und deshalb sei ein Verkauf deutlich attraktiver als die Fortführung, so Wölbern Invest.

Preisabschlag bei Paketverkauf?

Allerdings: Nach Meinung von Experten und vielen Anlegern würde ein solcher Paketverkauf, der offenbar noch in diesem Jahr über die Bühne gehen soll, zu einem Preisabschlag führen. Keine andere Immobilienfondsgesellschaft würde derzeit größere Paketverkäufe tätigen, heißt es. Einige Anlegerbeiräte opponieren gegen die Pläne und versuchen, möglichst viele Anleger auf ihre Seite zu ziehen.

Verminderter Umfang des Immobilienpakets

Von 20 der 24 Fonds liegen inzwischen Abstimmungsergebnisse vor: Demnach kam es bislang bei 13 Fonds zu einer Zustimmung, bei sieben Fonds lehnten die Anteilseigner einen Paketverkauf ab. Klarheit über den tatsächlichen Umfang des dann zum Verkauf stehenden Immobilienpakets dürfte es erst im Laufe der nächsten Wochen geben. Ob das Paket mindestens noch 1 Mrd. Euro – eine für internationale Großinvestoren wichtige Marke - schwer werden wird, ist sehr fraglich.

Es steht aus unserer Sicht zu befürchten, dass der Paketverkauf tatsächlich nur mit einem Preisabschlag zu realisieren sein wird; zusätzlich dürfte das Kapital der Anleger dadurch angegriffen werden, dass für den Verkauf Gebühren anfallen, die das Emissionshaus bzw. das Fondsmanagement für sich vereinnahmen dürfte: laut Medienberichten ist von 3,5% die Rede. Das ist kein Pappenstiel, bei 1 Mrd. Euro wären dies 35 Mio. Euro, die dann in den Fondskassen fehlen würden.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Ein Teil der Anleger und Anlegerbeiräte sehen allerdings generell das Fondsmanagement durch Wölbern-Invest-Geschäftsführer Schulte schon seit Längerem in keinem guten Licht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Prof. Schulte wegen Zweckentfremdung  bzw. Veruntreuung von Fondsgeldern.

Für Unruhe sorgt zudem, dass der Wölbern Invest KG der Ausschluss aus dem Branchenverband VGF (Verband geschlossener Fonds) droht.

Fonds Österreich 04 (IFÖ Vierte): Schulte abgesetzt

Der Fonds "Österreich 04" wurde 2005 aufgelegt und umfasst rund 3.500 Anleger. Auf der Gesellschafterversammlung der IFÖ Vierte Immobilienfonds für Österreich GmbH & Co. KG am 12. Juli 2013 wurde Prof. Schulte als Fondsgeschäftsführer mit einer Mehrheit von 79,85% abgesetzt und ein neuer Geschäftsführer gewählt. Wölbern Invest will nun rechtlich gegen die Beschlüsse vorgehen, da diese nicht rechtmäßig gefasst worden seien, weil ein erheblicher Teil der Stimmen, für die sie von Anlegern Weisungen erhalten habe, nicht zur Abstimmung zugelassen worden sei.

Wie schnell nun die Übergabe der maßgeblichen Unterlagen an die neue Geschäftsführung erfolgt, ist wegen der Streitigkeiten unklar.

Der neue Fondsgeschäftsführer Valentini strebt nun nach eigener Aussage einen Verkauf der Wiener Büroimmobilie wie prospektiert Ende 2015 an.

6,5 Mio. Euro zweckentfremdet?

In der Kritik steht Prof. Schulte insbesondere deswegen, weil es eine Entnahme aus der Fondsgesellschaft Österreich 04 in 2011 in Höhe von 6,5 Mio. Euro entgegen dem Gesellschaftszweck gegeben haben soll. Schulte habe den Anlegern bislang nicht erklärt, was mit den 6,5 Mio. Euro, die in der Bilanz 2011 als Forderungen gegen Unbekannt stünden, geschehen sei. Überdies sei die Fondsverwaltung unverhältnismäßig kostenträchtig und Schultes Informationspolitik generell nicht ausreichend und nicht aktuell gewesen, so die Kritiker. Zudem steht der Vorwurf im Raum, dass es über verschiedene Fonds hinweg eine Quersubventionierung von in Schwierigkeiten befindlichen Gesellschaften aus dem Einflussbereich von Schulte gebe.

Ein weiterer Punkt ist ein nach Auffassung der Kritiker prospekt- und vertragswidriges Darlehen an den Liquiditätspool (bzw. die Wölbern Invest); diese könne für die IFA Vierte unübersehbare Risiken bergen. Schon die Einführung des Liquiditäts-Pools 2012 war sehr zweifelhaft. Es gibt ein Urteil des Hanseatischen OLG von Mitte 2012 bezüglich des Liquiditätspools wegen Falschinformation der Anleger.

Ansprüche wegen fehlerhafter Beratung

Alles in allem resultieren aus diesen verschiedenen Gründen nach unserer Einschätzung nicht nur erhebliche Verlustgefahren für die Anleger, sondern es bestehen zugleich oftmals gute Chancen auf Schadensersatz wegen fehlerhafter Beratung – und auf Rückabwicklung bzw. Abtretung ihrer Beteiligung. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Beteiligung von der Vertriebsbank als sichere Anlage oder als Altersvorsorge empfohlen wurde. Betroffene Anleger können sich in solchen Fragen von einem Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht beraten lassen.

08.08.2013, von Daniela Gutermuth

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